Projektbeschreibung  

 

Kurs: Grundkurs Geschichte EF

Fachlehrerin: Dr. Ria Mager (Fachlehrerin Geschichte, Französisch)

Dauer: ca. 2 - 3 Unterrichtsstunden + Exkursion nach Mainz

1. Zum Thema
Die Mainzer Republik (1792/93) wird als „point culminant de la réception de la Révolution française par les Allemands“ (F. Dumont) bezeichnet. Keine andere deutsche Stadt wurde so früh und intensiv von dem aus Frankreich kommenden Streben nach Bürgerrechten geprägt wie Mainz, wo in einem ersten Versuch auf deutschem Boden die Demokratie gewagt wurde. Zwar fand dieses Experiment unter dem Schutz der französischen Besatzungstruppen statt und auf Anordnung von ‚oben‘, also der Pariser Revolutionsregierung, die den Mainzern per Eidzwang die Treue zur Republik und ihren Werten auferlegte. Zugleich jedoch fanden in diesem Zeitraum zum ersten Mal auf deutschem Boden freie Wahlen statt, weshalb der Rheinisch-Deutsche Konvent in Mainz trotz allem „nachweisbar demokratische Grundzüge“ (D. Kasper) besaß. Auch wurden die Stände- und Zunftordnung sowie die Leibeigenschaft aufgehoben. Vor allem die hier entstehende politisierte Öffentlichkeit ist von großer Bedeutung, da sie letztlich dazu führte, dass die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, welche die Stadt in dieser Zeit erlebte, trotz des Scheiterns der Mainzer Republik mittel- und langfristig nicht wieder rückgängig gemacht werden konnten. Im Gegenteil, sie dienten als Referenz für den deutschen Vormärz und die Revolution von 1848, Ereignisse, die beide ebenfalls ihren Ursprung im südwestdeutschen Raum und somit letztlich ihre Wurzeln in der französischen Revolution hatten.

2. Ziele des Projekts
Die Beschäftigung mit dem oben genannten Thema ist besonders geeignet, um zu erfahren, dass bereits sehr früh, nämlich noch während der revolutionären Phase in Frankreich,  die politischen und sozialen Ideen von Aufklärung und Revolution – u. a. Menschen- und Bürgerrechte, parlamentarische Strukturen, politische Öffentlichkeit – in Mainz und damit auf deutschem Boden erprobt wurden und dass sie sich in der Folge, von dieser Stadt ausgehend, mittel- und langfristig im deutschen Raum verbreiteten und schließlich dauerhaft verankert wurden. Den Schülerinnen und Schülern (SuS) wird somit die politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Vorbildfunktion Frankreichs während dieser Epoche konkret für Mainz, darüber hinausgehend aber eben auch für den gesamten deutschen Raum und letztlich für ganz Europa bewusst.  Somit kann am Beispiel der Mainzer Republik auch vermittelt werden, wie politischer und sozialer Kulturtransfer, hier von Frankreich nach Deutschland und darüber hinaus in den weiteren europäischen Raum, funktioniert. Zudem erfahren die SuS, dass in der zu behandelnden Epoche Mainz, ebenso wie kurze Zeit später das ganze Rheinland, eine Zeitlang integraler Bestandteil Frankreichs war, dass also Deutsche und Franzosen über den genannten Kulturtransfer hinaus eine gemeinsame Geschichte haben. In diesem Zusammenhang ist auch der Antrag auf Réunion mit Frankreich zu nennen, den die Mainzer ‚Jakobiner‘ 1793 im Pariser Konvent stellten. Somit ist durch die Beschäftigung mit der Mainzer Republik im besonderen Maße das interkulturelle Lernen gegeben.


3. Geplante Durchführung  
Im Unterricht sollen im Anschluss an die Reihe zur Französischen Revolution, die im letzten Drittel des laufenden Schuljahres gehalten wird, 2-3 Stunden zur Mainzer Republik folgen. Analog zu der Beschäftigung mit der Französischen Revolution sollen hier (mittels verschiedener Sozialformen und Schülerreferaten sowie anhand von zeitgenössischen Text- und Bildquellen) – das „Doppelgesicht“ der Mainzer Republik erarbeitet werden, also einerseits ihre politischen und sozialen Errungenschaften, aber andererseits auch ihre repressiven Elemente in dieser radikalen Phase der Französischen Revolution. Somit soll der direkte Einfluss der französischen auf die deutsche Geschichte und ihre Interdependenz deutlich gemacht werden. Als Exkurs, um darüber hinaus auch die Auswirkungen der ‚französischen Zeit‘ auf die deutsche Sprache zu erläutern, soll ein Referat über französische Lehnwörter im Deutschen gehalten werden (im Kurs sind Schüler, die auch Französisch belegt haben).
Bei der Exkursion nach Mainz ist die Stadt der außerschulische Lernort, an dem die SuS direkt und vor Ort Geschichte erfahren. Per Stadtführung (durch die Fachlehrerin) und mittels Schülerreferaten werden die Orte besichtigt, die während der Mainzer Republik eine politische Rolle spielten bzw. an diese erinnern. So u. a. das rheinland-pfälzische Landtagsgebäude, das ehemalige Deutschordenshaus, wo während der Mainzer Republik der Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent tagte, und das mithin ein „Erinnerungsort der deutsch-französischen Geschichte“ (M. Kißener) ist. Entsprechend dieser Bedeutung wurde 2013 der Platz vor dem Landtagsgebäude in ‚Platz der Mainzer Republik‘ umbenannt. Der Stadtrundgang führt auch zum Kurfürstlichen Schloss, wo die rheinischen ‚Jakobiner‘ mit ihrer ‚Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit‘ tagten. Weitere Stationen sind der Marktplatz, wo die Heunensäule an die Mainzer Republik erinnert, das Höfchen, wo der Freiheitsbaum stand, und die Alte Universität, wo der Gelehrte und Revolutionär Georg Forster wirkte. Schließlich soll eine Führung durch die Zitadelle den SuS Aufschlüsse über die militärischen Folgen der ‚französischen Zeit‘ (1792/93 und 1798-1814) für Mainz und das Rheinland bringen.


4. Voraussichtliche Kosten
Die Bahnfahrt von Köln nach Mainz und zurück per EC oder IC wird im Gruppentarif voraussichtlich 32,-€ pro Person kosten. Die Führung in der Zitadelle (und evtl. der Besuch des sich dort befindenden Mainzer Stadtmuseums) wird etwa 10,-€ pro Person kosten. In dem Kurs sind 25 Schülerinnen und Schüler. Die Exkursion wird somit voraussichtlich 1.050,-€ kosten.

gez.
Dr. R. Mager