Randonnée citadine in Paris

Angeregt durch drei positive Erfahrungen unseres Nachbarn und Freundes, Uli Leikauf, Mitglied der DFG, der im Frühsommer 2017 dem Buch TopoGuides «Paris à pied» folgend drei Paris-Durchquerungen unternommen hatte, brachten wir im Vorstand die Idee ein, eine „Randonnée citadine“ für die Mitglieder zu organisieren, die sofort aufgegriffen wurde. Der Vorstand war sich schnell einig, das verlängerte Wochenende, für welches sich der Frühjahrstermin 27.04. bis 01.05.2018 anbot, nicht als durchorganisierte „Pauschalreise“ anzubieten, sondern als lockeres Arrangement mit individueller An- und Abreise, unterschiedlicher Aufenthaltsdauer, privater Quartiersuche und täglichen Programmmodulen.

Sehr erfreut waren wir, dass sich für das ,Experiment‘ 20 Personen meldeten und sich vier Damen der ACLE Lille unserer Gruppe anschließen wollten, die aber letztendlich streikbedingt kurzfristig absagen mussten.

Am Samstag, 28.04., bei trockenem, frühlingshaftem, aber für Ende April recht kühlem Wetter standen in mehr oder weniger festem Schuhwerk 13 wanderfreudige Mitglieder und drei Gäste überpünktlich an der Métro-Station La Muette bereit, um sich von Uli Leikauf von West nach Ost ca. 19,5 km durch Paris lotsen zu lassen. Wir entdeckten viele bislang ungesehene lauschige, grüne, verträumte, romantische Ecken der Metropole, bevor wir am Eiffelturm sowie am Champ de Mars auf den üblichen Touristenrummel stießen und sogar wegen der weiträumigen Absperrungen für ein Elektroautorennen rund um das Hôtel des Invalides unsere geplante Route ändern und drei Stationen die Metro nehmen mussten. Danach gönnten wir uns eine ,Pause Café‘ im Quartier Latin, an der Rue Mouffetard, bevor wir unsere Wanderung durch viele Parks, Oasen der Ruhe inmitten der Millionenstadt, fortsetzten. Uli Leikauf hatte aufgrund seiner Erfahrungen antizipiert, dass die Gruppe spätestens am Jardin des Plantes schwächeln und aufgeben würde, aber weit gefehlt, denn bis auf zwei Paare hielten alle bis Bercy durch, wo wir in dem neugestalteten ehemaligen Weinhändlerviertel den Wandertag glücklich beim Apéritif im Sonnenschein ausklingen ließen. Abends gingen wir individuell, größtenteils in Kleingruppen essen.

Der Sonntag stand zur freien Verfügung und wurde bei trübem Wetter für unterschiedliche Museums- oder Freundesbesuche genutzt, bis wir uns abends alle im traditionsreichen, stilvollen «Le Grand Colbert» zum gemeinsamen Abendessen wiedertrafen.

Für Montagmorgen hatte Prof. Siepmann akribisch und liebevoll zugleich einen etwa dreistündigen, höchst interessanten Rundgang durch das Sorbonne-Viertel ausgearbeitet, der uns trotz sicherlich vieler Parisreisen an unbekannte Ecken und in nicht vertraute Kirchen führte. Schade, dass seine Mühe nicht vom Wettergott belohnt wurde, so dass wir bei strömendem Regen und Temperaturen von 6° C nach ungefähr zwei Stunden zum Aufwärmen in Cafés flüchteten, bevor wir zur Kirche Saint Sulpice mit der drittgrößten Orgel der Welt weiterschritten. Dort hatten wir durch Vermittlung der Vorsitzenden der César Franck Gesellschaft eine Orgelführung und –präsentation durch Prof. Daniel Roth, dem Vater unseres Kölner Generalmusikdirektors, arrangiert. Alle Beteiligten waren sich nach seinen Erläuterungen und seiner Darbietung am Spielpult in der Höhe über dem Kirchenschiff einig, dass dies bewegende, unvergessliche Momente und der eindeutige Höhepunkt unserer Parisreise waren. Wiederum in Kleingruppen, da das angestrebte Restaurant eine Gruppenreservierung zum Mittagstischpreis nicht anbieten wollte, ließen wir das Erlebte z. T. im Jugendstillokal ,Bouillon Racine‘ bei gutem Essen Revue passieren. Wir beiden ließen die Parisreise bei einer Ballettaufführung in der Opéra Garnier ausklingen, eine Damengruppe hatte mit ihrer Buchung in der Opéra Bastille weniger Glück, denn die Aufführung wurde abgesagt, andere trafen Freunde, unser Wanderführer reiste mit dem letzten Thalys ab, um in Köln noch in den Mai zu tanzen, andere gönnten sich noch einen weiteren Tag in der immer wieder verzaubernden Metropole.

Nach der positiven Resonanz in der Vorstandssitzung vom 03.05.18 sind wir gewillt, 2019 eine zweite, wiederum so locker arrangierte Tour anzubieten.

Also vormerken: 03.10. – 06.10.2019

Uli Leikauf wird uns dann von Montmartre in den Süden von Paris führen. Und wer kann so kompetent wie Prof. Siepmann die Erkundung eines anderen Stadtviertels anbieten?

 Köln, im Mai 2018,

 

Angelika Sandte-Wilms

Wolfgang Wilms